Der renommierte Videokünstler Douglas Gordon zeigte 2006 seinen Film »Zidane, a 21st Century Portrait« auf den Filmfestspielen in Cannes. Während der Art Basel wurde der Film im Basler Fußballstadion gezeigt. Schon der Titel hat der Kunstgeschichte die Einordnung befohlen: Dies ist ein Film, der einen Jahrtausendschritt macht! Während eines Meisterschaftsspiels zwischen Real Madrid und Villareal verfolgte Gordon mit mehreren Kameras ausschließlich den Ausnahmefußballer Zinedine Zidane – ganz egal, wo der Ball auf dem Feld gerade war. Keiner in der Welt der Kunst hob die Hand und sagte: Hallo, diesen Film gibt es schon! Er heißt »Fußball wie noch nie« und ist aus dem Jahr 1970. Während eines Meisterschaftsspiels zwischen Manchester City und Coventry verfolgte Hellmuth Costard mit mehreren Kameras ausschließlich den Ausnahmefußballer George Best – ganz egal, wo der Ball auf dem Feld gerade war.

Und damals hatte das Erste von zwei Programmen diesen Film zur besten Sendezeit ausgestrahlt. Es gab damals allerdings nur beste Sendezeit. Und es gab nur noch das Zweite, in das man hätte umschalten können. Eine völlig faszinierende, unglaubliche Sache: Das Fernsehen zeigte – und finanzierte! – experimentelle Filme. Es gab überall im Land Programmkinos, Film war die Zukunft. Ein paar Jahre später war diese Zukunft des Films schon wieder zu ende.


Während es im Deutschen Film in gewissem Sinne dunkel wurde, gingen in den Ateliers der bildenden Künstler die Videoleuchten an. Die perfekte, absolute Schwarzblende. Eine Überblendung, die alle Erinnerung löschte. Wie konnte es im Zeitalter der Archive und Museen, der Kulturhistoriker und -Theoretiker zu so einem Fall von Amnesie kommen? Wo doch alles, was echte Avantgarde war, echte Neuerung, wieder und wieder untersucht und positioniert wurde und wird. So kann man einem Douglas Gordon, der 1970 drei Jahre alt war, eigentlich gar keinen Vorwurf machen. Er hat einfach gedacht, dass er sich auf die Bestandsaufnahme der Kunstgeschichte verlassen kann, dass solch eine geniale Idee wie sein Fußballfilm, wäre sie bereits einmal realisiert und veröffentlicht, sicher Bestandteil des Kanons der zeitgenössischen Kunst wäre. Die Aufarbeitung dieser Zeit ist also dringlich nachzuholen. Besonders dringlich auch, da die vorhandenen Filme und Videobänder vor dem Verfall gerettet werden müssen.

FÜR EINE AUSSTELLUNG UND EINE DVD–EDITION ZUM WERK DES FILMEMACHERS HELLMUTH COSTARD

HOME / KUNST DES HELLMUTH COSTARD 12345  / SUNMACHINEIMPRESSUM

<<<  >>> 

George Best in »Fußball wie noch nie« (1970)